Willkommen im Mai! Drei freie Tage mit viel Faulenzen liegen hinter mir. Hast du dir etwas am heutigen "Small-Step Monday" vorgenommen? Rückblickend bin ich meinem Vorsatz morgens um 6 Uhr aufzustehen, treu geblieben. Mittlerweile denke ich nicht mehr darüber nach. Ich genieße es, etwas mehr Zeit für mich zu haben. Alle anderen Mitbewohner unserer „Noch-WG“ schlafen länger. Wir haben festgestellt, dass wir die Ruhe nach dem Lockout vermissen werden. Wie schnell werden wir uns umgewöhnen? Die Freude auf die gewohnten Freiheiten ist trotzdem größer. Am 11. Mai ist bei uns Stichtag. Das wird bestimmt ein Festtag: die ersten Schritte durch den Park von Versailles zu gehen. Am Wochenende hat mich mein Kopfkino wieder ans Meer, die Normandie entführt. Es wehte eine angenehme Brise mit leichtem Nieselregen, als ich meine mittlerweile vertraute Joggingrunde passierte. Diese führte mich Richtung Parly II, dem größten Einkaufszentrum in Versailles. Es liegt am Rande des Parks. Einer der Parkplätze grenzt direkt an die Parkeinzäunung. Dieser Parkplatz wurde nicht nur für mich der neue „Sportplatz“. Viele Andere nutzen ihn auch und so kam es, dass rotbäckige Gesichter vertraut wurden. Da kaum Autos unterwegs waren, störte die breite Hauptstraße, die stadtaus führte, nicht. Das Vogelgezwitscher war lauter und man hatte auf der Anhöhe des Parkbereiches einen Blick auf den Park mit seinen alten Bäumen und Wiesen. Manche Sportler nutzen die Abgrenzungen der Parkreihen als Hürdenlauf, andere übten sich in Schlangenlinien laufen, weil so die Laufstrecke länger wurde. Kinder waren mit dem Fahrrad unterwegs und Familien spielten Ball. Ich träumte mich jedenfalls ans Meer und genoß diesen Traum als dieser an wahren Erleben noch verstärkt wurde, als mir ein Vogel auf die linke Schulter kackte. In diesem Moment war ich froh, nicht am Meer zu joggen, denn Möwen hinterlassen ein deutlich größeres Geschäft.
Mein Vorhaben jeden Tag zu einem Lied zu tanzen, wiederhole ich. Denn ich habe geschummelt. Ich habe nicht jeden Tag letzte Woche zu einem Lied getanzt. Ich schreibe es mir für diese Woche wieder auf und probiere es erneut, denn es tut mir so gut: es löst Anspannung, hebt die Laune und bringt den Kreislauf in Schwung.
Entschleunigung und Achtsamkeit
Ich möchte mit dir heute wieder meine Post teilen, die mich erreicht hat. Diese kam aus Bonn von einer jungen und doch schon sehr weisen Frau, die ich sehr schätze. Vielleicht kennst du die Fabel auch schon, dann wirst du sie nur überfliegen. Vielleicht ist sie neu für dich und du bist neugierig?
Die Fabel vom Hasen und der Schnecke
Der Hase befand sich im Wettstreit mit der Schnecke, wer mehr von der Welt sieht. „Du bist so langsam. Was siehst du schon von der Welt“, befand der Hase. „Ach, mir reicht es“, entgegnete die Schnecke. „Ich sehe schon genug.“„Das kann gar nicht sein. Ich will dir von der Welt berichten“, sagte der Hase und lief so schnell und weit wie er konnte.
Dann kehrte er zurück und berichtete der Schnecke von der Welt der großen Zweibeiner. Die bewegten sich in bunten Metallgegenkästen fort. Manchmal auf einem langen Band, dass die Landschaft verschandelte. Die großenZweibeiner nannten das Autobahn.Das konnte die Schnecke kaum glauben. „Und du, was hast du heute gemacht?“ fragte der Hase die Schnecke. „Ich habe einen Marienkäfer betrachtet“, sagte die Schnecke. „Er saß auf einer Blume und hob den rechten Flügel, um sich zu putzen....“. „Und dann“ fragte der Hase. „und dann...“ „Und dann“ sagte die Schnecke, „hob er den linken Flügel, um sich zu putzen.“ „Und dann“ fragte der Hase. „und dann...“ „Das war es“, sagte die Schnecke. „Ich habe heute den Marienkäfer betrachtet, wie er sich putzte.“ „Das nennst du, die Welt sehen“, entrüstete sich der Hase. „Ja“, sagte die Schnecke, „denn weißt du, der Marienkäfer war so anmutig, das mir das Herz auf ging.“ Das konnte der Hase nicht verstehen und so lief er immer weitere Strecken und berichtete von immer seltsameren Begebenheiten, damit die Schnecke die Welt begreife.
Eines Tages erzählte der Hase wieder von merkwürdigen Dingen aus der Welt der großen Zweibeiner. So wohnten sie angeblich umgeben von Stein und nannten das Haus. Und abends ging dort Licht an. Die Schnecke wunderte sich, wo die Zweibeiner die Unmengen von Glühwürmchen her bekamen, um ihre Häuser zu beleuchten, fand aber das das nicht ihr Problem sei. „Was hast du denn heute gemacht“, fragte der Hase. „Oh, ich habe eine Rose betrachtet“, berichtete die Schnecke. „Der Blütenkelch war heute Morgen noch halb geschlossen und da heute die Sonne schien, ging er langsam auf. Da entströmte der Rose so ein wohliger Geruch....“„Ja, ich weiß“, sagte er Hase, „da ging dir das Herz auf.“ „Genau“, bemerkte die Schnecke und betrachtete den Hasen wohlwollend. Sollte er etwa lernen, zu verstehen. Mitnichten!! „Das nenne ich nicht die Welt sehen“ rief der Hase anklagend aus, drehte sich um und wollte wieder in die Welt hinaus laufen. Da fiel er über einen kleinen Stein, der am Wegesrand lag, und schlug so heftig mit dem Knie auf, dass er bewegungslos da lag. Langsam kroch die Schnecke am verletzten Hasen vorbei und bemerkte nur: „Diesen Stein hätte ich wohl gesehen.“ Da begriff der Hase langsam, worum es der Schnecke ging. Denn merke: die Schnecke hat die Langsamkeit nicht als Schicksal zugeteilt bekommen, sondern sie hat die Langsamkeit gewählt, damit sie mehr Zeit hat die Welt ein wenig genauer zu betrachten. (Autor: Armin Bertges)
Beim Lesen kam ich mir zunächst vor wie der Hase. So gern erkunde und entdecke ich die Welt und doch kann ich die kleinen Schönheiten im Alltag wahrnehmen, wie die Schnecke. Mir fällt in diesem Zusammenhang eine alte Weisheit aus Japan ein: „Wenn du es eilig hast, geh langsam. Wenn du es noch eiliger hast, mache Umwege.“ Das übe ich noch immer. Manchmal gelingt es mir besser und manchmal ist es wie mit dem Tanzen. Ich vergesse es und das darf sein. Ich darf morgen wieder neu beginnen.
Der 50. Tag geht zur Neige in diesen außergewöhnlichen "C- Zeiten". 50 Tage sind im Nachhinein verflogen.
Liebe Grüße, Susann
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