Gestern habe ich dir die Fabel vom Hasen und der Schnecke vorgestellt. Beim Lesen der folgenden Nachricht habe ich mich selbst wie in einer "Fabel" gefühlt: „Frankreich fördert das Radfahren in der Corona - Krise mit 20 Mio. €“. Zunächst habe ich mich über diesen Artikel gefreut. Fahrradfahren wird gefördert. Das ist wirklich notwendig, längst überfällig. Doch dann habe ich genauer gelesen. Es geht bei dieser Maßnahme hauptsächlich darum, die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Man hat Angst, dass die stets gut ausgelasteten öffentlichen Verkehrsmittel das Infektionsrisiko erhöhen. Ich wusste beim Lesen nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Werden alle Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Luftqualität beitragen, nach der „C-Krise“ wieder abgeschafft? Die "Fabel", die mir hierzu einfällt könnte die Überschrift tragen:
Das Virus und der Mensch
Das Virus befand sich im Wettstreit mit dem Menschen. „Du musst umdenken, ansonsten wird dein Lebensraum zerstört.“ - „Ach, was weißt du schon. Ich muss nicht umdenken. Wir forschen an einem Impfstoff, und dann können wir dich besiegen und einfach so weitermachen wie immer.“ - „Du irrst dich.“ antwortete das Virus. Wir sind vielfältig und kommen wieder.“ Und so kam es, dass die Menschen den Impfstoff herstellten. Vorübergehend hatten es die Viren schwer, denn die Menschen wollten sich nicht anstecken und fuhren mehr Fahrrad und trugen Masken. In den Großstädten waren nur vereinzelt Autos unterwegs. Die Menschen waren sich sicher. „Siehst du, wir müssen nicht umdenken. Wir haben alles im Griff.“ , sagte der Mensch zu dem Virus. „Warte ab.“ erwiderte das Virus. Der Sommer ging vorüber. Die Menschen wollten nicht auf ihren Luxus verzichten. Doch dann kam der Herbst. Es wurden trotz Impfungen viele Menschen krank. Das Virus sagte: „Du musst umdenken, denn du brauchst gute Luft zum Atmen. Ich nicht.“
Das Fahrradfahren steht für mich symbolisch für viele Veränderungen, die es braucht. Und doch sind es die ersten kleinen Schritte in die richtige Richtung. Muss eine Gesellschaft immer weiter wirtschaftlich wachsen? Wäre es nicht auch eine Möglichkeit, den hohen Standard, den wir erreicht haben, zu erhalten? Ich frage mich, wofür ich bereit bin, kürzer zu treten oder anders formuliert, wo denke ich um? Mir fällt auf, dass dieses Umdenken bei mir schon längere Zeit stattfindet. Ein zentraler Gedanke, den ich immer wieder aufgreife, ist: „Brauche ich das wirklich?“, denn die Versuchung, sich nach einer anstrengenden Arbeitswoche mit Konsum zu „belohnen“ lauert überall. Die Versuchung ist bei mir besonders groß, wenn es um „Schnäppchen“ geht. Dieses Gefühl der Freude, etwas gespart zu haben und gleichzeitig etwas Schönes erworben zu haben, ist schon toll. Doch wieviele „Schnäppchen“ brauche ich wirklich? Minimalismus ist das Zauberwort. Weniger Besitz schont die Ressourcen, braucht weniger Verwaltung, und das bedeutet wiederum mehr Zeit und echte Freizeit. Morgen ist wieder "Spielemittwoch". Viel Spaß und Freude beim "New-Feeling", sich selbst oder anderen nur Positives zu erzählen. Ich freue mich darüberhinaus auf die neue Blumenlieferung im Supermarkt.
Liebe Grüße, Susann
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