Vielleicht kennst du dieses Glücksgefühl, wenn du so überwältigt bist von einem Moment und vor Dankbarkeit Glückstränen fließen. Ich hatte dieses Gefühl heute. Wir haben eine Spritztour aufs Land gemacht. Nur 25 gemütliche Autominuten von Versailles liegt ein Naturschutzgebiet. Das war unser Ziel.
Es war aufregend, die Weite zu sehen. Die kleinen Hügel in saftigem Grün. Der Wind strich über die Felder. In den Dörfern blühten die Bauerngärten. Wir fuhren ohne Stau. In der Ferne war das Schloss La Roche-Guyon zu sehen, welches im Fels gebaut wurde. Hier draußen war nichts von den seltsamen Zeiten zu spüren. Wir parkten im kleinen Ort Les Mousseaux und gingen einfach los. Unser Weg endete zunächst in einer Sackgasse. Das machte nichts, denn ich entdeckte diese schöne Pflanze in einem Vorgarten. Kennst du den Namen? Beinahe hätten wir die Einmündung zum Wald verpasst. Sie war unscheinbar klein und sah eher wie eine Einfahrt zu einem Grundstück aus. Wir nahmen diese „Einfahrt“ und merkten sehr schnell, dass wir richtig waren. Frische Waldluft umgab uns. Durch den Regen roch es leicht modrig und doch angenehm. Ja, das hatte ich vermisst: die Natur. Wie ein Kind erfreute ich mich an den von Moos überzogenen Steinen, den von Farnen überwachsen Hängen und dem wilden Baumbestand. Wir folgten dem abfallenden Pfad. Dieser mündete in eine Lichtung mit einem kleinen See. Was für ein schöner Anblick. Ich konnte nicht weitergehen. Ich wollte nur stehenbleiben und genießen: die Ruhe, die Luft und den Blick auf das Wasser, welches durch den Regen aufgewühlt und daher ganz braun war. Am Ufer schwamm ein glückliches Entenpaar. Die Vögel unterhielten sich laut. In der Ferne hörte man einen Wasserfall. Wir gingen dem Geräusch nach. Der See hatte viel Wasser. Wir gingen entlang des Ufers und ich weinte vor Glück. Seltsame Wochen lagen nun hinter uns. Wir, unsere Familie und unsere Freunde sind unbeschadet geblieben.
Die Kraft der Natur nutzen
Wie bei jedem Waldspaziergang suchte ich mir einen starken Baum und umarmte ihn. Ich habe dir davon schon erzählt, und auch, dass das meiner Familie in der Vergangenheit manchmal komisch vorkam. Heutzutage machen das immer mehr Menschen. In Island hatte die Forstverwaltung sogar empfohlen, Bäume zu umarmen. In einem Artikel von ntv vom 17. April 2020 war zu lesen, dass im Wald von Hallormsstaour die Forstarbeiter Wege vom Schnee befreiten, damit die Besucher sich frei bewegen konnten und anderen nicht zu nahe zu kommen. Die Forstmitarbeiter empfahlen, sich einen Baum etwas tiefer im Wald auszusuchen, damit nicht ein Baum mehrmals umarmt und damit zur Infektionsquelle würde. Warum sollte man einen Baum umarmen? Ein Förster sagte dem isländischen Rundfunk RUV: „Wenn du einen Baum umarmst, fühlst du es zuerst in deinen Zehen, dann in den Beinen, in deiner Brust und schließlich in deinem Kopf. Wenn du die Augen schließt, kannst du ein Gefühl von Entspannung erleben.
Danach bist du klar für einen neuen Tag und neue Herausforderungen.“ Ich kann diese Empfehlung nur unterstreichen.
Liebe Grüße, Susann
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