Ich bin wieder zurück in Versailles und blicke auf eine Woche voller Glücksmomente zurück. Ich konnte meiner Mutter persönlich zu ihrem Geburtstag gratulieren. Die letzten Geburtstagskinder aus der Familie konnte ich nur aus der Ferne virtuell in die Arme nehmen. Wie schön ist es, ein bisschen Normalität wieder zu erleben. Diese Sehnsucht spüre ich ganz deutlich. Normalität als solche hat die Bedeutung für stete Wiederholung. Synonyme hierfür sind beispielsweise Alltag, Gewohnheit, Trott, Monotonie und Eintönigkeit. Jetzt könnte man meiner Sehnsucht nach Normalität entgegenhalten, dass diese doch einem glücklichen Leben entgegensteht. Montags hatte ich in der Vergangenheit vorgeschlagen, einmal etwas Neues auszuprobieren. Als Kinder waren wir neugierig, offen und begeisterungsfähig. Manches Mal können diese positiven Eigenschaften aus den verschiedensten Gründen fast verloren gehen. Im Grunde gehen diese jedoch nicht verloren, sondern schlummern einfach weiter tief in uns und können jederzeit aktiviert werden, wenn wir uns das bewusst machen. Meine Sehnsucht nach Normalität ist die Sehnsucht nach „Üblichkeit“ in bestimmten Lebenssituationen. So wünsche ich mir, dass ich weiterhin, einfach so, wie es in der Vergangenheit üblich war, nach Hause zu fahren. Das früher Selbstverständliche ist das Besondere geworden. Ich übe mich darin, auch all die anderen Veränderungen anzunehmen. Nicht immer gelingt mir das mit Leichtigkeit, und doch bringt es nichts, voller Wehmut zurückzublicken. Wir können das HEUTE leben und gestalten. Und so bin ich sehr froh, dass ich meinem Grundsatz treu geblieben bin, weniger Termine zu vereinbaren und hauptsächlich die Familie wiederzusehen, in Rheinbach, Wuppertal und Birkenfeld. In Rheinbach selbst hatten wir eine Menge zu tun und leider raste die Zeit regelrecht. Hingegen in Wuppertal konnte ich anschließend die sommerlichen Temperaturen und die Sonne entspannt erleben. Wuppertal hat nicht den Ruf einer besonders reichen Stadt in Deutschland. Es stimmt, dass das Klima rauher ist und leider auch die Anzahl der Kinder, die in sozialer Armut leben, sehr hoch ist. Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind groß und ich habe dennoch das positive Gefühl, dass man sich diesen stellt. Als Naturliebhaberin genoß ich die ausgedehnten Waldspaziergänge. Die schönen grünen Oasen nahe dem Stadtzentrum sind vielfältig und man findet tatsächlich Ruhe unweit vom normalen Städtelärm. Schwebebahn bin ich noch nicht gefahren. Diese ist das Wahrzeichen der Stadt, wie es in Paris der Eifelturm und in Versailles das Schloß sind. Die Schwebebahn wird als "one of the world's coolest rail systems“ bezeichnet. Dank ihr wird Wuppertal in dem Bericht von CNN -Travel vom 7. Januar 2020 in dem Artikel
"CNN Travel's 20 best places to visit in 2020“ aufgeführt.
https://edition.cnn.com/travel/article/places-to-visit-2020/index.html
Beim nächsten Besuch unserer Tochter steht eine Fahrt mit der weltberühmten Wuppertaler Schwebebahn auf dem Plan.
Unser nächstes Reiseziel von Wuppertal aus war Birkenfeld, einem schnuckeligem Städtchen bei Trier. Hier wohnt und studiert unsere jüngste Tochter. Diese hatten wir schon in Rheinbach getroffen und doch wollten wir sie in ihrem neuen Zuhause besuchen. So hatten wir intensive gemeinsame Stunden. Sich in der Großfamilie zu treffen ist wichtig, und doch ist auch gemeinsame Zeit einzeln zu erleben kostbar. Man erlebt sich immer unterschiedlich. Wir hatten auch in Birkenfeld Glück mit dem Wetter und konnten so den Zauberwald erkunden. Tatsächlich lies ich mich verzaubern von der liebevollen Gestaltung des Naturerlebnis- und Barfußpfades mit seinen Zwergen und Fabelwesen. Barfuß war ich ohnehin fast unterwegs - mit meinen Barfußschuhen. Der weiche Waldboden war hier ein besonderes Gehvergnügen für meinen ganzen Körper.
Viele Holländer machen in dieser Region Urlaub, und das zu Recht. Es ist landschaftlich reizvoll, wenn man Mittelgebirge mag. Darüberhinaus sind die Menschen sehr freundlich und bodenständig. Der Umwelt-Campus in Birkenfeld, der zur Hochschule Trier gehört, bietet Interessierten Studienschwerpunkte im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit. Es ist ein wirklich angenehmer und moderner Lernort, an dem sich unsere Jüngste sehr wohl fühlt. Rückblickend hat der Lockdown mir noch einmal deutlich gemacht, welch hohen Lebensstandard wir in Deutschland haben, und wie schön unser Land ist.
Hoffnung
In Krisenzeiten und den Zeiten danach ist es besonders wichtig, sich auf kleine hoffnungsvolle Ereignisse zu fokussieren. Diese geben Kraft. Ich möchte an dieser Stelle eine Freude mit dir teilen. Am 2. Juli 2020 öffnet zum ersten Mal der Feierabendmarkt in Rheinbach von 16-19 Uhr. Dies war ein Traum von engagierten Rheinbacher*innen, der nun Wirklichkeit wird. Hierfür gründeten diese den Verein „Feierabendmarkt Rheinbach e.V.“, in dem auch du Mitglied werden und die Organisation unterstützen kannst. Dieser Markt soll ein Ort der Begegnung und des Genusses werden, und gleichzeitig sollen kleine Erzeugerbetriebe mit regionalen, nachhaltigen Produkten unterstützt werden. Dies ist möglich durch das ehrenamtliche Engagement der Vereinsgründer*innen. Der Feierabendmarkt ist eine tolle Ergänzung zum bestehenden Wochenmarkt, der vormittags geöffnet hat. Leider kann ich zur Eröffnung nicht dabei sein. Dieser Markt steht für mich für Hoffnung, denn es braucht Visionen, Mut, Optimismus, Engagement und Durchhaltevermögen, um trotz Krisen solch ein Projekt zu realisieren.
Ich wünsche dir eine hoffnungsvolle Woche und allen, die Ferien haben, beste Erholung.
Herzliche Grüße, Susann
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