Mein Leben in Versailles und Rheinbach

Ich habe eine für mich große Herausforderung gemeistert. Ich bin mit dem Zug nach Deutschland gekommen. Vielleicht verstehen mich viele gar nicht und schmunzeln. Für mich war es eine Überwindung, weil ich die ganze Fahrt über eine Maske tragen musste. Da war zunächst die Fahrt nach Paris noch ohne Maske, weil mich mein Mann mit dem Auto zum Gare du Nord gebracht hat. Morgens um 6 Uhr erwacht die Stadt und die Straßen sind noch nicht überfüllt. Ich genoß die kurze Autofahrt von 30 Minuten, vorbei am Triumphbogen im frischen Morgengrauen. Am Gare du Nord angekommen, hatte ich noch Zeit und setzte mich ins Café du Nord gegenüber des Bahnhofes. Ich genoß ein französisches Frühstück: Croissant und einen Café. Langsam erwachte Paris, die Stadt der Verliebten mit seinen Sonnen- und Schattenseiten. Ich beobachtete das Kommen und Gehen von Passanten. Die Mode hatte sich verändert. Jeans werden nun nicht nur mit Löchern sondern mit Farbklecksen getragen. Das sieht lustig aus, denn im ersten Moment sehen die modebewussten Jeansbesitzer*innen wie Maler aus, die gerade mal eben eine Pause machen, um etwas zu besorgen. Ich musste unweigerlich an meinen Opi denken, der bestimmt Witze über diese Mode machen würde. Er schüttelte mit einem Lächeln auf den Lippen den Kopf, wenn er mit dem „Neumodischem“ nicht mitkam und machte liebevolle Witze.

Ich war gerade im Aufbruch, als plötzlich wie durch Geisterhand meine komplette Hose patschnaß war. Ich hatte das halbvolle Wasserglas verschüttet. Für Sekunden stand ich fassungslos da. Es war noch recht frisch an diesem  Freitagmorgen und ich erinnerte mich daran, dass der Thalys rechts stark klimatisiert war. Aus diesem Grund lehnte ich die freundliche Hilfe der Kellnerin ab, mir Papiertüchern zu bringen. Ich schaute auf die Uhr. Wenn ich mich beeilte, könnte ich es schaffen, mich umzuziehen. Ich entschied mich schnell, auch wenn der Gedanke an die Toilette als Umkleideraum mich kurz zögern lies. Umgezogen bedankte ich mich für die Unterstützung bei der netten Bedienung, die auf meinen Koffer aufpasste und eilte zum Bahnhof. Durch die Eile schwitze ich und sah weniger gut durch die Brille. Ich versuchte das nicht zu stark zu bewerten. Als ich endlich auf meinem Platz saß und wieder bessere Sicht hatte, beobachtete ich einen schräg vor mir sitzenden Brillenträger und sah, was ich beim Maskentragen verbessern konnte. Ich musste die Maske einfach unter die Brille, also höher tragen. Eine einfache und schnell umsetzbare Verbesserung mit erhöhtem Tragekomfort. Komisch, dass ich da nicht von allein darauf gekommen war. Ich hatte eine Unannehmlichkeit weniger. Jetzt konzentrierte ich mich auf eine ruhige Atmung. Ich hatte mich für diese Zugfahrt bewusst entschieden, und dazu gehörte eben auch das Tragen einer Maske, welches ich oftmals als anstrengend und störend empfinde. Wenn ich mich jedoch weiter auf das Unangenehme fokussiert hätte, wäre die Zugfahrt eine Strapaze geworden. Doch wie habe ich „überlebt“? Im Vorfeld meiner Reiseplanung habe ich nachgedacht und mich wieder einmal an die Zeit als Krankenschwester zurückerinnert. Mir hat folgendes bei der Entscheidung geholfen, ob ich überhaupt die Fahrt antrete oder nicht.

Jeder Arzt und sein Team tragen während einer Operation, die auch über mehrere Stunden andauern kann, ebenfalls einen Mund-Nasen-Schutz und zusätzlich Gummihandschuhe. Alle "überleben" und gehen den nächsten Tag wieder in den OP. Über das Tragen einer Maske wird nicht diskutiert. Das ist einfach so. Doch warum tat ich mir trotzdem so schwer? Ich bin ehrlich. Noch immer stehe ich einer verordneten Maskenpflicht als ausschließliche Schutzmaßnahme kritisch gegenüber. 

 Nun hatte ich die Wahl: Ich kann mich über die Maskenpflicht immer weiter aufregen und  innerlich schimpfen. Was passiert dann? Mein Körper schüttet ständig Stresshormone aus und das tut mir nicht gut. Dieser chemische Cocktail durchströmt meinen ganzen Körper. Ich merke Stress insbesondere an meinem Herzschlag. Mein Herz schlägt dann doppelt so schnell und ich bekomme zusätzlich Bauchweh. Möchte ich das? Nein. Kann ich an der Maskenpflicht etwas ändern, jetzt in diesem Moment? Nein. Ich könnte mich entscheiden, alle Termine in Rheinbach abzusagen. Wollte ich das? Nein. Also habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich habe mich entschieden, mich nicht zu ärgern beim Maskentragen und mich nicht hinein zu steigern. Das hat meistens gut funktioniert, denn ich habe meine Gedanken beobachtet. Sobald der „Ärgergedanke“ sich andeutete, habe ich mir in Gedanken all die schönen Termine vorgestellt, die auf mich warteten. Ich habe mich auf das Positive konzentriert, was mich in Deutschland erwarten würde. Ich habe an die Menschen gedacht, auf die ich mich freute. So habe ich im Herzen Vorfreude gefühlt, die mich mental und körperlich gestärkt hat.

 

Während der Fahrt hörte ich entspannte Musik und immer wieder konzentrierte ich mich auf meine Atmung. Ich beobachtete das Ein- und Ausatmen. Ich bin unbeschadet in Rheinbach gelandet und sogar ein bisschen stolz auf mich. In dem ich eine positive innere Haltung angenommen habe, wurde ich aktiv im Umgang mit meinem Unverständnis. 

Getreu dem Spruch: Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir die Gelassenheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

 

Freiheit

Im Moment höre ich immer mal wieder, dass unsere Freiheit bedroht wäre. Freiheit ist für mich ein hoher Wert. Aus diesem Grund berühren mich solche Aussagen, wenn ich von Freiheitsberaubung höre und Demokratieverlust. Das macht mich nachdenklich. Ist unsere Demokratie bedroht? 

Ich frage mich immer wieder, was mein Beitrag für den Erhalt von Freiheit ist. Ich kann in meinem eigenem Umfeld nach diesem Wert leben. In dem ich offen meine Meinung äußere und die von anderen respektiere ohne sie zu verurteilen. Respektvoller Umgang und Toleranz, das würde ich mir sehr wünschen,  wenn wir über Freiheitsbedrohung sprechen. Anstatt anzuklagen und zu verurteilen wünsche ich mir, dass unterschiedliche Meinungen respektiert werden, kontrovers diskutiert wird und konstruktive Lösungen entwickelt werden. 

 

Ich wünsche dir eine Woche mit viel Gelassenheit und Freude.

Herzliche Grüße, Susann

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

KONTAKT

SUSANN HEILMANN

+49 162 764 0051

sh@worklifetime.de

Einfach ausprobieren und ein kostenfreies Erstgespräch vereinbaren!

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.