Der Morgen war heute anders. Ich blickte aus dem Küchenfenster in einen wolkenverhangenen Himmel. Der Duft von Regen lag in der Luft. Ein kleines mosaikgroßes blaues Himmelsstück war zu sehen. Die Regenwolken spiegelten meine Motivation wider. „Hermann“, mein innerer Kritiker, war sehr laut zu hören. Ich registrierte das Wortgefecht in meinem Kopf bei einer Tasse Kaffee. Es war nicht kalt, aber kühler an diesem Morgen. Ich öffnete die Balkontür und bekam Besuch von einer Hummel. Es war ein kurzer Besuch. Ich hörte das Zwitschern der Vögel, gleich einem Ruf: „Hey, komm raus, es ist herrlich hier, auch ohne Sonne.“ Hermann dagegen sagte laut: „ Ich habe keine Lust. Ich will später raus, aber das geht ja nicht, wegen dieser bescheuerten Regel, nur bis 10 Uhr am Morgen Sport machen zu können. Das macht keinen Sinn.“ Ich trank trotzdem mit Genuss meinen Kaffee und stattete meiner „Musikapotheke“ einen Besuch ab. Gerade noch im rechten Moment. Ansonsten hätte der motzende „Hermann“ gesiegt. Vielleicht kennst du „Hermann, den inneren Kritiker“ noch nicht? Es ist der Persönlichkeitsanteil in uns, der meckert und uns kleinmacht. Ich habe diese Beschreibung aus einem Buch von Tom Diesbruck übernommen.
Die Idee der Musikapotheke hatte eine Leserin. Diese Idee hilft mit dem Umgang von Gefühlen. Musik ist Schwingung und so kann uns die richtige Musik in Schwung bringen. Es ist gut, wenn wir uns damit beschäftigen, welche Musik uns hilft zu entspannen, motivieren, genießen oder zu konzentrieren. Es ist wichtig immer mal wieder innezuhalten und sich zu fragen, was tut mir gut? Egal was dir hilft, nutze es, um nicht im Negativen stecken zu bleiben. Und damit meine ich nicht, sich einen hinter die Binde zu kippen oder im Schokoladenrausch zu versinken. Das möge auf den ersten Blick helfen, ist jedoch eine auf Dauer ungesunde Lösung, wenn auch sehr menschliche. Warum ist es jedoch so verbreitet? Weil wir keinen Schmerz spüren wollen, der hinter all den Gefühlen von Wut, Angst, Ohnmacht oder Verzweiflung steckt. Oftmals wurden wir als Kinder mit Süßigkeiten getröstet. Unsere Eltern und Großeltern wußten es nicht besser. Anstatt zu sagen: „Ist doch nicht so schlimm.“, wenn ein Kind hingefallen ist, wäre es besser gewesen, einfach nur in den Arm genommen zu werden. Auch ich habe früher als junge Mutter aus Unwissenheit falsch in bestimmten Situationen reagiert. „Komm, du brauchst keine Angst zu haben, es ist nicht so schlimm.“ Doch wir wissen alle, dass das nicht hilft. Es mag beruhigen, aber die Angst bleibt. Wir haben nicht gelernt, mit unseren Ängsten umzugehen. Dafür ist es jedoch nie zu spät. Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten und ich bin froh, dass ich meinen Weg im Umgang mit negativen Gefühlen, gefunden habe.
Spannung
Am Montag werden in Deutschland die Beschränkungen weiter gelockert. Viele Menschen stehen dieser Lockerung kritisch gegenüber. Auf der anderen Seite gibt es viele Befürworter. So beobachte ich auch die Berichte in den verschiedenen Medien. Einerseits wird das Virus verharmlost, anderseits als Bedrohung gesehen. Es gibt verschiedene Herangehensweisen mit der Virussituation umzugehen. Was ist das Richtige? Ich habe darauf keine Antwort. Das Einzige, das mir klar ist, ist dass wir Geduld brauchen.
Das Wochenende steht vor der Tür. Wie jeden Freitagabend seit dem 18. März 2020 wird unser „Großraumbüro“ wieder zum Wohnzimmer. Der Tisch wird ausschließlich für die gemeinsamen Mahlzeiten genutzt. Wir werden uns wieder online mit der gesamten Familie verabreden. Darauf freue ich mich besonders.
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